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1965-1981: Ölbilder



Schlucht 1972, Öl auf Leinwand, 147x97 cm



Prof. Werner Haftmann:

Der Richtungspfeil im Werk Ernst Weil weist eindeutig auf die späten Bilder, dort erreicht er sein Ziel

Vor dem Licht 3+3+5 1969, Öl auf Leinwand, 130x68 cm
Landschaft 1971, Öl auf Leinwand, 70x100 cm
Schlucht 1972, Öl auf Leinwand, 147x97 cm Vor dem Licht 3+3+5 1969, Öl auf Leinwand, 130x68 cm
Blau vor Rot 3+3+7 1970, Öl auf Leinwand, 162x130 cm 2+1+8 1968, Öl auf Leinwand, 146x113 cm
Blau vor Rot 3+3+7 1970, Öl auf Leinwand, 162x130 cm Landschaft 1971, Öl auf Leinwand, 70x100 cm 2+1+8 1968, Öl auf Leinwand, 146x113 cm

Prof. Dr. Rainer Schmid:
Neue Wege beschreitet Ernst Weil mit seinen Nürnberger Bildern ab 1968. Reifer und erfahrener greift er jetzt die Gestaltungsprinzipien seiner Werke der Jahre 1954/55 wieder auf und entwickelt sie zu ganz neuen Dimensionen.

Dingliches wird angedeutet und zum flächig verspannten Gerüst reduziert. Die Farben werden mit großer Bewusstheit in Schichten – die in sich geordnet und poneriert sind – übereinandergelegt. Ähnlich den frühen Bildern liegen diese Schichten nun planparallel zur ästhetischen Bildebene, fast identisch mit der realen Oberfläche der Leinwand und vermeiden so, dem Betrachter komplizierte Projektionsvorgänge in diese Bildebene abzuverlangen. Farbe wird im Zweidimensionalen ausgebreitet, aber nicht stofflich, materiell greifbar, sondern durch komplizierte malerische Mittel auf die verschiedenen Stufen der Imagination gebracht: von der ästhetischen Erscheinungsweise bis zur wesensmäßigen Farb- und Lichterscheinung. Dazu werden die Farben dünn ausgebreitet, in fließenden Umrissen, die aber nur in festgelegten Bereichen gezielt mit darüber oder darunterliegenden Schichten verwischen und sich verbinden dürfen: teilweise werden Papiere aufgeklebt und nach der Übermalung wieder entfernt, um die Unversehrtheit bestimmter Partien in diesen Farb-„Plänen“, wie Ernst Weil sie nennt, zu erhalten.
Dieser Schichten-Aufbau lässt keine Körperlichkeit keine Räumlichkeit mehr zu; stattdessen gewissermaßen vom substantiellen Substrat imaginativ befreite Farbe, die solchermaßen „absolut“ ihre Wirkungsweisen und Dimensionen entfalten kann.

In diesen Jahren beschäftigt sich Ernst Weil besonders intensiv mit Farbtheorie. Verstandes- und empfindungsgemäß sind die Eigenwerte der Farben, ihre sog. spezifische Helligkeit, Tiefe, Kontraste u.a. gehandhabt. Die intensiven Buntwerte, Rot und Blau zumeist, sind konzentriert angetragen, vermittelnde Werte, Braun, Violett und Frau, in großen Flächen ausgebreitet.
Den kritischen Punkt aber bildet der Einsatz und die Deutung, die der Maler Weiß und Schwarz gibt. Weiß und Schwarz können – das lehrt die Geschichte der Malerei und das eigene Werk Ernst Weils – als Farben eingesetzt werden, als Endpunkte der nach der Helligkeit geordnete Farbreihe Sie können aber auch als Endpunkte und Extreme der Graureihe aufgefasst sein, als äußerste Helligkeit bzw. Dunkelheit.